100 Meter Lauf

Die schnellsten Männer der Welt – der Höhepunkt der Spiele. So sagt man. Was für Athleten! Anmutig deuten sie auf uns mit ihrem athletisch nackten Zeigefinger, sobald sie eine Kamera entdecken, und bekräftigen die Geste mit heftigem Fingerschlackern. Es muß eine Insider-Geste sein, - mir fällt keine sinnstiftende Interpretation dazu ein. In meiner Zeit in der Bronx wußte ich solche Fingerzeige freilich zu deuten – und habe zugesehen, daß ich wegkam. Das kann hier ja wohl nicht gemeint sein. Auch die allwissenden Reporter haben uns diese Gesten nie erklärt, diese Feingeister des Wortes, die ansonsten selbst bei der zwölften Kamera-Großeinstellung auf die Goldkettchen des Favoriten seinen vom Zuschauer natürlich zwischendurch im Sekundenrhythmus immer wieder vergessenen Namen immer wieder fehlerfrei aussprechen können.

Schön dagegen sind die Bilder aus dem Aufwärmbereich. Früher gab es das nicht. Eine etwas späte, aber folgerichtige Wiederaufnahme alter Sitten aus dem Colosseum. Damals musste man allerdings ein spezielles Backstage-Ticket lösen, um die Gladiatorensklaven vor dem Vomlöwengefressenwerden hinter Glas beim eigentlich überflüssigen Ankleiden beobachten zu können.

Schade nur, daß keine Bilder übertragen werden von der Anmeldung für den Wettkampf, bei der die gefühlt 15 Sprinter aus der Karibik, die es ins Finale geschafft haben, ihre Heftchen vorzeigen müssen, in denen ordnungsgemäß alle Doping-Kontrollen des letzten Jahres von der unabhängigen zuständigen Kommission abgestempelt sind.

 

Wie bitte? Das müssen die gar nicht? – Warum nicht?

 

Was sagst du? Solche Heftchen gibt es gar nicht?

 

Warum nicht?